Der gemietete Mann: Roman (German Edition) by Lind Hera

Der gemietete Mann: Roman (German Edition) by Lind Hera

Autor:Lind, Hera [Lind, Hera]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Frauenunterhaltung, Bestseller, Humor, Mord, Liebesgeschichte
ISBN: 9783955200442
Herausgeber: dotbooks Verlag
veröffentlicht: 2012-10-28T23:00:00+00:00


Eines Morgens standen wir alle gestiefelt und gespornt im Garten, der bereits wunderbar duftete, und machten uns auf, um die übliche Fastenwanderung zu unternehmen.

Emil stand mit den Kindern da und war ebenfalls abmarschbereit. Sie hatten prächtig gefrühstückt, und in den Kinderrucksäcken schlummerten prallgefüllte Lunchpakete. Ich hatte außer meinen Kräuterteeflaschen und Mineralwasserflaschen und Zitronenschnitzen zum Auslutschen noch jede Menge Windeln, Öltücher und Milchflaschen im Rucksack. Paulinchen im Tragesack war vor Emils Bauch geschnallt und schlief. Für Katinka hatten wir einen Geländebuggy dabei. Wir waren wild entschlossen, sämtliche Fastenwanderungen mitzumachen, Emil und ich. Auch wenn Karl und Oskar vor Bewegungsunlust weinten.

»Wollen die alle mit?«, fragte Annegret bestürzt.

»Nee«, heulte Karl. »Nicht im Geringsten.«

»Kommt drauf an, wohin«, sagte Oskar finster.

»Wir wandern heute etwa dreißig Kilometer«, sagte Annegret. »Ich will euch an eure Grenzen führen, damit ihr in euer Innerstes vorstoßt.«

»WAS?«, schrie Karl. »Kein Bock. Das mach ich nicht. Die Mama spinnt. Sie selber kann ja in ihr Innerstes vorstoßen, aber ich mach das nicht! Die kann auch verhungern, wenn sie das cool findet, aber ohne uns, ja?«

Ich schämte mich vor all den gütigen und sanftmütigen Menschen, die mit ihren Kräuter- und Entschlackungstees im Rucksack dastanden und darauf warteten, endlich an ihre Grenzen geführt zu werden.

»Geht ihr allein«, sagte ich schließlich. »Ich bleibe mit den Kindern hier.«

Sofort sprangen die Kinder begeistert an mir hoch und bedeckten mich mit feuchten Küssen.

»Du gehst mit«, sagte Emil. »Ich mache das hier!«

»Du solltest dir wirklich Zeit für dich gönnen«, sagte Annegret. »Es ist wichtig, dass du von allen Dingen des Alltags Abstand nimmst.«

Ich schaute hin und her. Einerseits hatte ich unbändige Lust zum Wandern in dieser paradiesischen Gegend. Andererseits war ich schon viel zu oft von den Kindern getrennt. Nein. Dies war unsere Zeit. Ich konnte auch mit den Kindern in mich gehen.

»Die Kinder sind keine Dinge des Alltags«, sagte ich entschieden. »Und Abstand muss ich von ihnen sowieso nicht nehmen.«

»O.K., wie du meinst«, sagte Annegret. »Aber ich glaube nicht, dass du auf diese Weise das Fasten durchhältst.«

»Oh, da kennen Sie meine Mutter schlecht«, grinste Karl. »Was die sich in den Kopf gesetzt hat, das macht die auch!«

Und von Stund an gingen Emil und ich mit den Kindern allein.



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